Eingang des Sandkorn Theaters in Karlsruhe mit Programmplakaten

Die vhs und das SANDKORN arbeiten seit kurzem zusammen. Herausgekommen ist ein ganz besonderes Angebot. Unsere Kollegin Stefanie Wally hat den künstlerischen Leiter Erik Rastetter dazu interviewt.

Woher kommt der Name „DAS SANDKORN – Theater & Mehr“?

Mit dem Namen knüpfen wir einerseits an das Sandkorn-Theater an, das nach sechs Jahrzehnten im Sommer 2017 leider insolvent wurde und den Betrieb einstellen musste. In der nachfolgenden Umbruchzeit gründete ein neu zusammengesetztes Team “DAS SANDKORN – Theater & Mehr” als eigenständige Firma. Durch viel persönliches Engagement und mittels Hilfe von privaten und unternehmerischen Förderern, durch den Freundeskreis des Theaters und auch durch ein deutliches Bekenntnis der Kommunalpolitik gelang es, nach wenigen Monaten der Unterbrechung, den Spielbetrieb Anfang 2018 wieder aufzunehmen. Auch wenn wir kein Rechtsnachfolger des vorherigen Theaters sind, knüpfen wir dennoch teilweise an die Vorgeschichte an, was sich in dem etwas veränderten Namen zeigt. Und das “Mehr” deutet darauf hin, dass wir uns neben der eigentlichen Theaterarbeit auch als Ort verstehen, der offen für zusätzliche Ansätze ist. Zum Beispiel, indem wir auf Wunsch auch Auftragsarbeiten mit eigens entwickelten Bühnenstoffen durchführen, etwa 2019 beim 100jährigen Jubiläum der Baugenossenschaft Hardtwaldsiedlung mit einer von uns produzierten zeithistorischen Musikrevue.

„Unterhaltung mit Haltung“ – was steckt hinter dem Titel des Theaterpakets, das das SANDKORN zusammen mit der vhs anbietet?

DAS SANDKORN wird von Daniela Kreiner, Ullrich Eidenmüller, Günter Knappe, Martin Wacker und mir als Gesellschafter der Firma getragen. Zwei von uns, nämlich Daniela Kreiner (Kaufmännische Leiterin) und ich (Künstlerische Leitung) sind als Geschäftsführer für den eigentlichen Betriebsablauf verantwortlich. Uns fünf Gesellschafter eint, dass wir ein Theaterangebot machen möchten, dass einerseits das Bedürfnis des Publikums nach Unterhaltung im Blick hat, andererseits dennoch inhaltlich Themen aufgreift, die gesellschaftlich in der Luft liegen. Dies spiegelt sich auch in dem Kurspaket wieder, welches die Themen Menschenrechte, Klimawandel und Verschwörungstheorien abdeckt.

Was ist das Besondere an diesem Angebot?

Wer dieses vhs-Theaterpaket bucht, bekommt nicht nur Gelegenheit drei sehr unterschiedliche Theaterabende zu erleben, sondern das Ganze ist eingebettet in eine grundlegende Einführung in das jeweilige Thema sowie ein Gespräch mit den Bühnenkünstlern, den Regisseuren oder Autoren im Anschluss an die Aufführung. Ich bin sehr froh, dass wir für die Einführungen Fachleute gefunden haben, die von Amnesty International, dem Energiebüro Kreis Karlsruhe und der Landeszentrale für politische Bildung kommen und sehr fundiert das Grundthema des jeweiligen Stücks präsentieren. Und die Gelegenheit, nach einer Vorstellung mit den Bühnenkünstlern oder Regisseuren zu sprechen ist schon etwas ganz Besonderes!

🙂 Drei Theaterstücke zu hochaktuellen Themen
🙂 Vorher ein exklusiver Impulsvortrag mit namhaften Referent*innen
🙂 Danach exklusiv Gespräch mit Regisseur und Schauspieler*innen

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Menschenrechte – Klimawandel – Verschwörungstheorie: Warum sollte sich Theater mit diesen Themen beschäftigen?

Diese drei Themen berühren auf sehr unterschiedliche Weise eine Grundfrage: Wie wollen wir als Menschen miteinander leben? Es würde zu weit führen, dies hier inhaltlich ausführlich zu besprechen. Aber alle drei Themen prägen unsere Gegenwart, alle drei Themen sind wichtige Zukunftsthemen. Ein Theater, wie ich es verstehe, sollte sich mit den Themen der Zeit auf die eine oder andere Weise beschäftigen. Unser Ansatz ist es dabei, keinen moralischen Zeigefinger zu heben, sondern auf künstlerisch anspruchsvolle Weise einen Abend zu generieren, der dem Motto des Hauses “Unterhaltung mit Haltung” entspricht.

Und warum sollten die Zuschauer*innen sich das nicht entgehen lassen?

Abgesehen von der Relevanz der Themen bietet sich mit diesen drei sehr unterschiedlichen Stücken eine sehr gute Chance, unterschiedliche Ansätze und Genres des Theaters kennenzulernen. Das Thema Menschenrechte greifen wir im Stück “Im Westen liegt Osten” auf poetische und einfühlsame Weise auf. Es ist die Geschichte eines Einzelnen, der in die Mühlen eines Unrechtsapparates gerät. Hierbei verknüpfen sich Schauspiel und die live gespielte Cello-Musik zu einem atmosphärisch dichten Stück. Beim Thema Klimawandel erlebt das Publikum in “Wir wollen Meer” eine musikalische Satire, die komödiantisch und überspitzt vier Menschen zeigt, die unfreiwillig auf einer kleinen Insel festsitzen. Ganz nebenbei spielen dabei auch Fragen der Nachhaltigkeit oder des Klimawandels eine Rolle, ohne dass dabei der Humor oder Spaß verloren geht. Die vielen Songs tun ihr Übriges, um einen unterhaltsamen Abend zu garantieren. Schließlich das Thema Verschwörungstheorien. In der Solo-Komödie “Fakt Up!” erleben wir, wie die Titelfigur aus Versehen zum YouTube-Star wird und ungewollt eine absurde Verschwörungsgeschichte (“Die Regierung manipuliert uns mit Gift in unseren Schuhsohlen”) in die Welt setzt, die sich bald seiner Kontrolle entzieht. Ein Schauspieler in einem halben Dutzend Rollen, das Ganze gesteigert bis zum medialen Massenwahn. Alle drei Stücke verbindet, dass es sich um Uraufführungen am SANDKORN handelt und alle drei Stoffe direkt im oder für unser Haus entwickelt wurden.

Abbildung des Flyers für 3 Theaterstücke der Kooperation vhs Karlsruhe und Das Sandkorn Theater
Drei Theaterstücke zu gesellschaftlich relevanten, hochaktuellen Themen

Die vhs und das Theater sind Orte der Begegnung: Welche Chancen siehst du in einer Zusammenarbeit und wie kann die weiter aussehen?

Ich freue mich zunächst, dass die vhs und DAS SANDKORN auf sehr direkte und unkomplizierte Weise zusammenarbeiten! Ich hoffe, dieses erste Kurs-Angebot findet Anklang, dann steht weiteren ähnlichen Vorhaben nichts im Wege! Darüberhinaus überlegen wir auch, inwiefern künftig ein Ferienangebot für Kinder und Jugendliche innerhalb dieser Kooperation möglich ist. Ich bin sicher, dass die vhs und wir weiterhin in engem Kontakt bleiben und weitere attraktive Ideen entwickeln!