Legt Wert auf Augenhöhe: Karin Schnaubelt-Seiter im Interview

Welche Themen unterrichten Sie?

Oh, das ist ein buntes Portfolio: Rücken- und Beckenboden-Gymnastik, Umgang mit den Wechseljahren, Frauengesundheit, Knieschule, Stressmanagement, Ernährungsberatung.

Worauf legen Sie beim Unterrichten Wert?

Mir ist es wichtig, mit den Menschen auf Augenhöhe zu sein. Ich will meine Themen verständlich vermitteln und ich gebe immer Zeit für Fragen. Ich frage immer die Erfahrungen der Teilnehmer*innen ab, z. B. mit einer Übung. So beziehe ich sie ein.  Es soll ja etwas hängenbleiben.

Wie gehen Sie mit unerfahrenen / ungeübten Teilnehmenden in den Bewegungskursen um?

Ich kann ja nicht in die Leute reinschauen. Meine Gruppen sind sehr heterogen und das Alter reicht von 30 bis 80. Deswegen gibt es die Übungen in einer einfachen und einer anspruchsvollen Variante. Außerdem stimme ich die Übungen auf die Probleme der Teilnehmer ab, also z.B. mit den Knien oder dem Rücken. 

Zu Beginn des Kurses frage ich, was sie sich wünschen und erkläre dann, was sie im Kurs erwartet. 

Während der Kursstunde korrigiere ich, sage, “Mach langsam” oder “Mach kurz Pause”, wenn ich sehe, dass es zu viel wird. Das Korrigieren direkt beim Teilnehmer ist mir wichtig, aber mit Corona momentan nicht möglich.
Nach der Stunde hake ich nach und fordere sie auf, in sich reinzuhören. 

Das Level bestimmen bei mir aber nicht die, die nur wenig  können. Ich halte es mit dem Mittelweg: wer mehr kann, soll mehr machen. 

Weil aber für manche auch der soziale Aspekt wichtig ist, gibt es bei mir auch schon mal eine kleine Pause für “Mundgymnastik”.

Was hat sich in der Corona-Pandemie verändert?

Das war eine schlimme Zeit für mich. Da ich von zu Hause aus nicht unterrichten kann, weil es an Platz und Ausstattung fehlt, habe ich keine Online-Angebote machen können.

Was haben Sie Ihren Teilnehmer*innen für diese Zeit empfohlen?

Ich habe einfache Übungen zusammengestellt und auf Papier beschrieben. “Wenn Ihr jeden Tag etwas macht, so etwa 15 Minuten, dann ist das gut. Das kann auch ein Spaziergang oder eine einfache kleine Übung wie die Wirbelsäule aufrollen sein”.

Haben Ihre Teilnehmer*innen Ihren Ratschlag befolgt?

Ja, das haben sie berichtet. Manche haben auch bei Übungsstunden im TV mitgemacht. 

Im Kurs sind aber auch “Zweifler” wichtig. Ich will nicht monologisieren. Bei mir stehen das Gespräch und der Austausch im Vordergrund. Neugier und Offenheit für Neues sind wichtiger als Vorwissen.

Nehmen Sie selbst auch an Kursen teil?

(Lacht) Bei 10 Kursen pro Woche habe ich eigentlich ausreichend Bewegung. Aber ich jogge auch gern im Park. An der vhs habe ich schon Fortbildungen besucht.

Gibt es noch andere Hobbys?

Im Lockdown habe ich angefangen zu malen. Aber nach spätestens einer Stunde muss ich mich halt wieder bewegen. Ein ganz großes Hobby von mir ist noch die Naturfotografie und wandern gehe ich auch gern.

Was macht die vhs aus, Frau Schnaubelt-Seiter?

Die vhs steht für Vielfalt und eine tolle Atmosphäre. Die Mitarbeiter*innen sind sehr nett und bemühen sich um eine Lösung. Auch die Teilnehmer*innen erzählen, dass die Anmeldung sehr gut funktioniert, da gibt es nur ganz selten eine Klage.

Was meinen Sie mit guter Atmosphäre?

Die Atmosphäre im ganzen Haus empfinde ich als ruhig, unaufgeregt und entspannt. Mir persönlich gefällt auch das internationale Publikum dort. Auch empfinde ich die Menschen in der vhs, ob Angestellte oder Teilnehmer, immer als recht höflich.

Anleitung für eine Mikropause für Zwischendurch im Sitzen
  1. Nimm deine Arme nach oben und rekel und streck dich kräftig.
  2. Dann setze dich bequem hin und atme ein paarmal tief ein und aus.
  3. Lenke deine Aufmerksamkeit jetzt ganz auf deinen Körper.
  4. Nimm deinen Atem wahr, wie er gleichmäßig kommt und geht.
  5. Nimm wahr, wo du die Atembewegungen spürst.
  6. Lasse mit deinen gleichmäßigen Atemzügen immer mehr Ruhe und Gelassenheit sich in deinem Körper ausbreiten.
  7. Muskeln entspannen sich, Verspannungen lösen sich, der Atem fließt ruhig und gleichmäßig.
  8. Versuche beim Ausatmen, die Lungen ganz zu entleeren.
  9. Stelle dir vor, dass beim Einatmen frische Energie in dich hineinströmt und beim Ausatmen verbrauchte Energie und Stress den Körper verlassen.
  10. Du atmest tief ein und denkst dabei: „Ich schenke meinem Körper Ruhe."
  11. Du atmest aus und denkst dabei: “... und ich lächle mir zu.“
  12. Du beendest die Übung, indem du dich nach vorne beugst, dich einen Moment hängen lässt und dich dann langsam Wirbel für Wirbel wieder aufrichtest.