Mit "Lagom" an die vhs

Wie haben Sie die ersten Wochen an der vhs erlebt?

Sehr, sehr arbeitsintensiv, spannend, aufregend und im positiven Sinne herausfordernd. Es war unglaublich viel zu tun. Ich dachte, ich könnte mich erst langsam einarbeiten. Das war leider nicht so. Ich wurde sofort ins Geschehen geworfen.

Wie sind Sie an die vhs gekommen? 

Ursprünglich komme ich aus Pforzheim. Die letzten 20 Jahre war ich in der Welt unterwegs und wollte gerne wieder nach Hause. Für mich ist die Volkshochschule die beste Arbeitgeberin.  Dann wurde diese Stelle frei und so bin ich hier gelandet.

Was haben Sie aus der Welt für sich mitgebracht?

In Schweden gibt es das „Lagom“. Das kann man nicht ins Deutsche übersetzen. Es bedeutet „Ausgeglichenheit“ zwischen allen Ebenen im Leben: der Arbeit, dem privaten Leben, den Hobbys usw. Dieses Lagom nehme ich grundsätzlich, seit ich in Schweden war, überall mit hin.

Bitte auf Schwedisch: „An der Volkshochschule kann man neben Schwedisch auch noch viele andere Fremdsprachen lernen.“ 

Du kan lära dig många andra språk på Volkshochschule.

Erzählen Sie uns etwas zu Ihrem beruflichen Werdegang.

Von 2001 bis 2008 habe ich in Mannheim Germanistik und Anglistik studiert. Dann bin ich nach Stockholm, war dort als DAAD-Sprachassistentin an der Universität und habe am Goethe-Institut Deutsch unterrichtet. Es folgten Stationen in Berlin, Regensburg und Würzburg. Gearbeitet habe ich während dieser Zeit u.a. an der Schwedischen Schule, als German Data Evaluator bei Google, als Leiterin einer Sprachlernberatung, als Geschäftsführende Gesellschafterin des Instituts Sprachberatung Deutsch, als Klassenleiterin des Modellprojekts „Reset“ zur Beschulung Jugendlicher ohne Ausbildung mit besonderem Förderbedarf und als Dozentin am Institut für Sonderpädagogik. Die letzten fünfeinhalb Jahre war ich als Direktorin der vhs Völklingen sowie als Amtsleiterin Bildung, Kultur & Soziales in Völklingen tätig.

Was sind jetzt die herausforderndsten Aufgaben?

Die herausforderndste Aufgabe ist, nicht nur für die Volkshochschule Karlsruhe, sondern wahrscheinlich für alle Volkshochschulen in Baden-Württemberg, die derzeitige finanzielle Situation.

Welche speziellen Fähigkeiten braucht es für Ihren Job? 

Ich glaube, für diesen Job sollte man etwas über Bildungsthemen wissen, über Bildungslandschaften, über Bildungswissenschaften. Das ist eine gute Voraussetzung.  Man sollte engagiert und motiviert sein, weil man sehr viel arbeitet. Kommunikativ und konfliktfähig, weil man mit vielen unterschiedlichen Personen zu tun hat.  Und diplomatisch, weil man mit vielen verschiedenen Dingen konfrontiert wird.

Wo kommt Ihre Kraft und Energie dafür her?

Grundsätzlich arbeite ich sehr, sehr gerne. Ich glaube, das macht es einfacher für mich. Ich habe mich für diesen Job hier explizit entschieden. Und da kommt auch meine Motivation her. Ausgleich finde ich im Sport, wenn ich Zeit habe. Ich gehe schwimmen, Fahrrad fahren und wandere viel. Das sind Dinge, die meinen Arbeitsalltag erleichtern und mir „Lagom“ verschaffen.

Volkshochschulen sind wichtig, weil…? 

Volkshochschulen sind aus meiner Sicht die wichtigste und größte außerschulische Bildungsinstitution in Deutschland. Was für mich auch einen unglaublichen Mehrwert für Volkshochschulen ausmacht – sie haben ein riesiges Portfolio an Angeboten aus verschiedenen Bereichen und sind sehr niedrigschwellig.

Jemand, der noch nie einen Kurs an der Volkshochschule gemacht hat, wie überzeugen Sie den?

Ich sage einfach, probieren Sie es aus. Es ist wunderschön.

Kennen Sie Klischees über die Volkshochschule?

Ja, kenne ich. Das größte: Volkshochschule hat immer noch dieses Image, einfach ein bisschen Yoga und ein bisschen Sprache anzubieten, und das war es. Das ist nicht so. Volkshochschule ist eine moderne Bildungsinstitution, die weit über Sprachen und Yoga hinausgeht.

Haben Sie schon einen Kurs besucht, und wenn ja, welchen?

An der Volkshochschule Berlin habe ich Schwedisch gelernt, an der Volkshochschule Völklingen war ich im Pilateskurs. An der vhs Karlsruhe möchte ich Gesundheitskurse belegen. Das ist auch mein Ausgleich zu anstrengenden Arbeitstagen – viel bewegen. Und ich habe es ja nicht weit vom Büro in den Kurs.

Welchen Rat haben Sie für lernende Erwachsene?

Lernen Sie mit Freude, mit Spaß, mit Humor. Bleiben Sie fehlertolerant und haben Sie einen langen Atem.

 

 

Das Interview führte Franziska Schreiber, vhs-Marketing

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